Weltkobanêtag in Basel 2023

Erklärung von Lotta und Phönix TNG zum Weltkobanetag 2023

Der diesjährige Weltkobanêtag steht im Zeichen der internationalen Solidarität. Sei es in Kurdistan, Tamil Eelam oder Palästina, überall auf der Welt wird gegen Unterdrückung gekämpft. Diese Kämpfe sind keine lokalen Ereignisse, sondern ein Resultat von imperialistischen und kolonialen Interessen.

Während imperialistische Interessen der USA, EU und der Schweiz, sowie koloniale Projekte der Türkei, Sri Lanka und Israel für unglaublich viel Leid auf der Welt sorgen, zeigt sich gleichzeitig auch die Stärke des Widerstands.

Deshalb ist es umso wichtiger diese Kämpfe aktiv zu verbinden, denn nicht nur der Ursprung des Widerstands ist gleich, sondern auch die Hoffnung auf Befreiung. Nur durch einen vereinten Kampf gegen die grossen kapitalistischen Interessen auf der Welt kann der Weg zur Emanzipation geöffnet werden.

Heute gedenken wir nicht nur der Befreiung von Kobanê und den im Kampf unsterblich gewordenen Genoss:innen, sondern wir vereinen unsere Herzen im gemeinsamen Ruf nach Freiheit und Gerechtigkeit.

Am 1. November feiern wir seit 2015 den Welt-Kobanê-Tag. Er steht für den Kampf der Bevölkerung Rojavas und der Revolutionär:innen gegen den Terror des sogenannten „Islamischen Staates“. Die Befreiung Kobanês im Januar 2015 von dem IS wird als Wendepunkt im Kampf gegen die islamistischen Banden gesehen und ist darüber hinaus auch heute noch ein Symbol der Hoffnung und Widerstandsfähigkeit und wird als Sieg für die Menschheit gesehen.

Der erbitterte Kampf um Kobanê wurde von der YPG, das sind die Volksverteidigungseinheiten, der YPJ, den Frauenverteidigungseinheiten und dem IFB, dem Internationalen Friedensbatallion bestehend aus Internationalist:innen 134 Tage lang Strasse um Strasse, Stadtviertel um Stadtviertel geführt. Dieser Kampf ist für uns ein wichtiger Bezugspunkt, da er ein Vorbild ist für alle, die gegen den Faschismus und reaktionäre Ideologie kämpfen. Die beispiellose Befreiung Kobanês hat internationales Aufsehen erregt und viele Internationalist:innen haben sich der Revolution in Rojava angeschlossen. Die massgebliche Rolle, die die Kämpferinnen der YPJ dabei spielten, ist auch für uns eine grosse Inspiration für einen revolutionären feministischen Kampf und wir können viel von ihrer Entschlossenheit lernen.

Doch die Revolution in Rojava befindet sich immer noch im Krieg, denn sie wird von der faschistischen Türkei angegriffen. Dieser Staat, der schon den IS unterstützt hat, greift nun aktiv Rojava an. Es sind gezielte Angriffe auf die Infrastruktur und Vertreter:innen der Selbstverwaltungsstrukturen. Somit versucht die Türkei die Revolution in Rojava zu zerstören und die breit getragene Unterstützung und den Widerstand im Volk zu brechen. Der Krieg in Rojava ist jedoch kein lokaler Konflikt, sondern die Besatzung wird durch die Rückendeckung von westlichen NATO-Mächten ermöglicht. So ist es zum Beispiel der deutsche Staat, der der Türkei Waffen liefert und Mitglieder der kurdischen Freiheitsbewegung in Deutschland verfolgt, inhaftiert und in die Türkei abschiebt. Auch die Schweiz ist beteiligt durch wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Türkei, das zeigt uns das wir uns nur auf unsere eigenen Kräfte verlassen können und auch hier die Unterstützer des türkischen Faschismus angreifen müssen, denn der Kampf um Befreiung ist international.

Schon seit 75 Jahren werden auch die Menschen in Palästina Opfer genau dieser imperialen und kolonialen Interessen. Das palästinensische Volk wird von einem Apartheidregime unterdrückt, welches von den USA mit jährlich über 3 Milliarden Dollar fürs Militärbudget (über 318 Milliarden seit Staatsgründung) finanziert wird. Das Militärindustriekomplex Deutschlands, der USA und der Schweiz sind ausserdem abhängig von der Besatzung Palästinas, weil dadurch der Bedarf nach Waffen konstant hoch bleibt und zusätzlich neue Waffen vom israelischen Militär an der palästinensischen Bevölkerung getestet werden. Ein freies Palästina ist somit nicht im Interesse der Schweiz, denn Israel ist ein wichtiger Handelspartner und es wird eine gute militärische Beziehung gepflegt, wie das auch der Fall bei Sri Lanka ist.

Seit einem Monat findet ein Genozid in Gaza statt. Israel bombardiert konstant das Freiluftgefängnis und schottet die über 2 Millionen Menschen von Wasser, Nahrung, Medizin, Strom und Netz ab. Gleichzeitig solidarisiert sich der Westen klar mit Israel und ihren Verbrechen und geht repressiv gegen pro-palästinensische Proteste im imperialen Kern vor. Das Solidaritätsnetzwerk für palästinensische Gefangene, Samidoun wurde vom deutschen Staat verboten, der Schweizer Staat will mit dem Verbot nachziehen. Palästinensische und muslimische Menschen werden hier kriminalisiert, weil sie den Kampf für Freiheit im imperialen Kern weiterführen.

Ohne die Unterstützung des Westens würde Israel nicht davon kommen mit diesen menschenrechtsverachtenden Kriegsverbrechen.

Tamil Eelam ist der Norden und der Osten der Insel Sri Lanka. In diesem Gebiet lebten traditionell die Tamil:innen. Doch mit der europäischen Kolonisation wurde Tamil Eelam mit dem Rest der Insel administrativ vereinheitlicht. Damit wurden die Tamil:innen künstlich zu einer Minderheit gemacht. Parallel dazu erstarkte der singhalesische Nationalismus. Kombiniert mit der Unabhängigkeit von der britischen Kolonie, begann die systematische Unterdrückung der Tamil:innen. Zuerst wurde der Widerstand mit gewaltlosen Mitteln versucht. Als der sri-lankische Staat mit Gewalt antwortete, radikalisierten sich die Student:innen und 1983 begann der bewaffnete Kampf um Tamil Eelam. In den darauffolgenden 26 Jahren eroberten die Tamil:innen fast vollständig ihre Heimat zurück, errichteten eine Selbstverwaltungsstruktur, bauten eine moderne Armee mit Marine und Luftwaffe auf und verteidigten ihre Freiheit gegen Sri-lankische und indische Soldaten.

Das 21. Jahrhundert hat eine Zeitenwende für nationale Befreiungsbewegungen eingeläutet. Die bisherigen Aufstandsbekämpfungsmethoden zielten auf die Spaltung der Bevölkerung von den Befreiungsbewegungen ab. Doch mit dem Genozid in Tamil Eelam, wird die Bevölkerung mit der Befreiungsbewegung zusammen vernichtet. Dies ist die neue Aufstandsbekämpfungsmethode, welche nun auch in Palästina und in Kurdistan umgesetzt wird. Damit sieht sich die tamilische Befreiungsbewegung in der Verantwortung, andere Befreiungsbewegungen zu unterstützen, um die neue Aufstandsbekämpfungsmethode mit genozidalen Absichten, zu besiegen und um eine globale Befreiung anzustrebenden.

Wir sehen die USA, die EU, die Schweiz, den Westen allgemein als Mittäter und als Hauptverantwortliche für die Unterdrückung des globalen Südens. Als Internationalist:innen verurteilen wir die imperialistischen und kolonialistischen Machenschaften, welche Resultat des Kapitalismus sind und solidarisieren uns mit den emanzipatorischen, revolutionär Linken Kräften, welche für die Befreiung aller unterdrückten Völker der Welt kämpfen.

Von den Bergen Kurdistans über Gaza bis an die Küsten von Tamil Eelam

Hoch lebe der Widerstand!

Hoch lebe der Internationalismus!