Stress auf der Arbeit und die Krise des Systems


Trotz den ständigen Angriffen der Kapitalist:innen auf unsere Lebensbedingungen versuchen uns Medien und Politik zu erzählen, die globale Krise des Systems hätte keine negativen Auswirkungen auf uns. Im Arbeitsalltag zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Immer weniger Personal muss immer mehr leisten.

Die Berichte über eine zunehmende Überlastung der Lohnabhängigen in der Schweiz häufen sich. Eine SRG-Umfrage aus dem Jahr 2023 befand: «17 Prozent der Erwachsenen haben ein Burnout erlebt, und 25 Prozent der Erwerbstätigen haben das Gefühl, wegen der Arbeit Burnout-gefährdet zu sein.» Wenig überraschend zeigt sich dabei, dass je geringer das Einkommen einer Person, desto höher die Gefahr, dass sie ein Burn-out erlebt. Psychische Probleme sind mittlerweile der Hauptgrund für IV-Renten. Eine weiter Studie vom letzten Jahr kommt zudem zum Schluss, dass zum Befragungszeitpunkt «820’000 Beschäftigte ihre Stelle wegen des Stresses und der psychischen Belastung wechseln [wollen].» Im Vorjahr sei diese Zahl noch bei 650’000 Personen gelegen.

Die Zunahme der Belastung lässt sich auch aus anderen Statistiken ablesen: Während die Löhne stagnieren, ist die sogenannte Arbeitsproduktivität in der Schweiz in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Arbeitsproduktivität bedeutet in der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft: Wieviel Wert wird pro geleistete Arbeitsstunde geschaffen.

Der Konkurrenzdruck zwingt Unternehmen, die Arbeitskraft immer effektiver auszubeuten – also mit weniger Arbeitszeit mehr Waren zu schaffen. Während die Steigerung der Produktivität grössten Teils durch den Einsatz neuer Maschinen erreicht wird, ist dies keineswegs in allen Sektoren auf die gleiche Weise möglich. Ein bedeutender Teil der Produktivitätssteigerung erfolgt deshalb durch die Verdichtung der menschlichen Arbeit, unabhängig vom Maschineneinsatz. Oder anders ausgedrückt: Mehr Stress für Arbeiter:innen.

Der zunehmende Druck begegnet uns im Arbeitsalltag, ebenso wie in der politischen Arbeit. Pfleger:innen, Elektriker:innen, Sozial-Arbeiter:innen oder temporär Arbeitende: In den unterschiedlichsten Berufsfeldern zeigt sich das gleiche Bild. Alle sind am Anschlag.

Die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass zudem drei Jahre in Folge die Reallöhne gesunken sind. Hier sind die Krankenkassenprämien nicht miteingerechnet, was bedeutet, dass die Belastung in der Realität noch viel grösser ist. Die hier gezeigten Durchschnittszahlen, können zudem auch die Unterschiede in den Branchen nicht abbilden. In den Niedriglohnsektoren und insbesondere für Lehrlinge sind die Reallohn-Verluste noch bedeutend höher.

Auch in einem kapitalistischen Zentrumsland wie der Schweiz trifft das die unteren Sektoren der Arbeiter:innenklasse hart. Die Verschärfung der globalen Krise, mitsamt der zunehmenden Kriegstendenz, wird auch in der Schweiz immer deutlicher spürbar. Wer unten ist, kann die Risse in der Fassade bereits überdeutlich erkennen.

In dieser Zeit müssen wir uns als revolutionäre Organisationen verstärkt in Klassenkämpfen verankern. Es reicht nicht als Zaungäste das Geschehen zu kommentieren, wir müssen selbst ein aktiver Teil in der Durchbrechung des Arbeitsfriedens sein. Diesen Kampf gilt es vor allem in den prekären Sektoren zu führen, wo die Abwälzung der Krise auf die Arbeiter:innen am brutalsten ist und die sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften wenig präsent sind.

Die zunehmende psychische Belastung müssen wir dabei noch stärker als einen Faktor miteinbeziehen. Spätestens seit der Corona-Krise wissen wir: Wenn wir uns gegen einen fremdbestimmten und prekären Alltag wehren, dann auch um unsere Gesundheit zu schützen.

Rauf mit den Löhnen, runter mit der Arbeitszeit und rein in die Mülltonne mit dem Kapitalismus!