Profite für die einen – Ansteckung und Armut für die anderen.

Corona trifft alle gleich? Das stimmt noch nicht mal auf der gesundheitlichen Ebene: Prekäre und Lohnabhängige stecken sich viel häufiger mit dem Virus an und haben auch häufiger einen schweren Verlauf. Bei den wirtschaftlichen Folgen ist die Ungleichheit noch heftiger. Denn es ist nicht Corona, dass uns arm macht, es ist der Kapitalismus.

Im letzten Jahr haben sich Massenentlassungen, Massenkündigungen von Mieter*innen, Überbelastung am Arbeitsplatz, Verschuldung von (Schein)Selbständigen1 gehäuft. Hunderttausende Menschen befanden und befinden sich in Kurzarbeit und hatten damit Lohneinbussen von 20%. Die Arbeitenden im Pflege- und Gesundheitssektor waren und sind enormen Belastungen ausgesetzt – während einer Pandemie und nach jahrzehntelangen Sparmassnahmen. Und für Geflüchtete wird alles verschärft: Keine Hilfe für die Menschen in Lagern an den EU-Aussengrenzen. Bunker, Isolation und Ansteckung für die Geflüchteten, die bereits in der Schweiz sind.

Doch in der selben Zeit wurde die Blocher-Familie um 4 Milliarden (!) reicher. Die Eigentümer von Roche wurden um ganze 7 Milliarden reicher. Das sind nur Beispiele. Denn das Problem sind nicht einzelne Superreiche, das Problem liegt im System. In jeder Krise wird von den Reichen gejammert und die Notwendigkeit beteuert, das «wir» jetzt «gemeinsam» sparen müssen – was dann heisst: Entlassungen, Arbeitszeit ausdehnen, Kurzarbeit. Die Kosten der Krisen werden damit nach unten abgewälzt und die privaten Profite gesichert oder in vielen Fällen vergrössert.

Was wir also brauchen ist eine starke Bewegung, die diese Verhältnisse grundlegend ändert. Heute wird öffentlich diskutiert, wie viel Menschen für die Wirtschaft geopfert werden können – während Konzerne und Chefs ihre Anhäufung von unvorstellbarem Reichtum einfach fortsetzen. Wenn es nicht Profitinteressen wären, die unsere Gesellschaft bestimmen würden, was wäre für ein Umgang mit Corona möglich gewesen?

Unsere Kritik muss grundsätzlich und unsere Ziele gross sein. Wir müssen uns von unten organisieren, um unsere Gesellschaft selbst zu verwalten und nicht immer in die Tasche der Reichen zu arbeiten. Denn: Wir brauchen die Reichen nicht – sie brauchen uns! Und wir bezahlen nicht für diese Krise!

1Die Scheinselbständigkeit ist eine in den letzten Jahrzehnten stark zunehmende Arbeitsform. Die Arbeiter*in arbeitet dabei ohne Anstellungsvertrag, ist aber faktisch in einem Lohnabhängigkeitsverhältnis. Beispiel: Uber Taxifahrer*innen.

Drei Beispiele

Das Vermögen des Blocher-Clans wird derzeit auf etwa 12 Milliarden geschätzt. Herzstück von Blochers Imperium ist die EMS-Chemie. Hier wurden während der Coronakrise Arbeiter*innen entlassen, gleichzeitig werden Millionen an Dividenden an die Hauptaktionär*innen (ja genau, die Blochers) ausgeschüttet. In der Politik macht sich die Blocher-Familie mit der SVP für die Erhöhung von Rentenalter und Krankenkassenprämien, für die Senkung von Sozialhilfe- und IV-Beiträgen stark und betreibt permanente rassistische Hetze. Ein guter Teil von Christoph Blochers Vermögen stammt übrigens aus der Zerschlagung der Alusuisse, eine der ältesten und grössten Fabriken des Wallis. Leute wie Blocher haben ein grosses Interesse am Rassismus – sonst könnte ja noch jemand merken, dass Kapitalist*innen, wie sie selber das Problem sind.

Das Vermögen des Familienclans Hoffmann-Oeri ist im vergangenen Jahr um 2 Milliarden gestiegen, auf 29,5 Milliarden Franken. Mit ein Grund: Der «Familienbetrieb» & Basler Pharmakonzern Roche hat mit COVID-Schnelltests massiv verdient. Die globale Pandemie mit Millionen Toten steigert den Reichtum dieser Familie, einfach weil ihnen der Konzern gehört. Mit den Profiten wird dann einerseits privater Luxus oder der Bau der Rochetürme finanziert. Wie wäre es wenn stattdessen diese Schnelltests einfach Gratis wären? Wie wäre es mit: Roche enteignen?

Klaus-Michael Kühne (83) hat seinen Wohnsitz in Zug (CH), um Steuern zu sparen versteht sich. Denn der Reichtum des Kapitalisten beläuft sich auf satte 12,5 Milliarden Franken. Trotz Coronakrise und Massenentlassungen steigerte er den Reingewinn von Kühne+Nagel: Im letzten Jahr vergrösserte sich sein Vermögen um 2 Milliarden Franken. Erwirtschaftet wurde es von den zehntausenden Logistikarbeiter*innen seines Konzerns Kühhne+Nagel. Der Konzern konnte nun auch noch einen fetten Pandemie-Fang machen und sich riesige Aufträge in der Lieferung und Lagerung der Impfungen sichern. Die Erfolgsgeschichte von Kühne+Nagel begann übrigens im Nationalsozialismus, als der Logistikkonzern die Räumung der Wohnungen von deportierten Juden und Jüdinnen in ganz Europa organisierte.