Internationaler Tag gegen Gewalt an Finta-Personen*

Wir teilen hier den Aufruf für eine kämpferische Demo in Basel am 25.11.2021 um 18:00 am Theaterplatz:

Wir haben keinen Bock mehr auf diese patriarchale, sexistische, transphobe und rassistische Kackscheisse. Wir sind müde und wütend. Wir sind laut und gefährlich. Bilden wir Banden, seien wir solidarisch miteinander, denn ein Angriff auf eine Person ist ein Angriff auf uns alle!

Die Demo ist ohne Cis-Männer- organisiert euch selbst.

Kommt in Bezugsgruppen und vergesst eure Maske nicht.

In solidarischer Verbundenheit mit allen Betroffenen von Gewalt. lets reclaim the street and be angry together

*frauen, inter-, nichtbinäre-, trans-& agender- personen


Die Gewalt hat System

Die patriarchale, transphobe und rassistische Grundstruktur unserer Gesellschaft macht Gewalt gegen FINTA*Personen zur Normalität in unserem Alltag.

Gewalt in Beziehungen und Familie sowie im öffentlichen Raum sind keine individuellen Probleme. Dahinter stehen Strukturen und Normen, welche tief in unserer Gesellschaft verankert sind. Sie sind fester Teil im Bildungssystem, Rechts-& Strafsystem und in der Erziehung. Machtverhältnisse werden ständig aufs Neue produziert, verfestigt und verteidigt. Dies auch mit Gewalt, welche sich subtil oder auch offensichtlich, psychisch, physisch und viel zu oft tödlich äussert. Sie ist Teil unseres Alltags!

Um diesen inakzeptablen Alltag von Gewalt zu legitimieren und zu bewahren, werden uns starre Rollenbilder als die unveränderliche und scheinbar natürliche Ordnung aufgezwängt. Hierzu tragen Medien, Politik und Wirtschaft mit ihrem Einfluss auf alle Lebensbereiche bei.

Jeden Monat werden in der Schweiz mindestens zwei FINTA*Personen von ihrem (Ex-) Partner ermordet. Im Jahr 2021 gab es schweizweit bereits über 24 Feminizide. Über diese Taten wird entweder gar nicht oder als «Beziehungstat», «Eifersuchtsdrama» oder «Familientragödie» gesprochen. Und nicht als das, was sie sind: Mord. Mord aufgrund der Geschlechtsidentität, der durch die bestehenden Machtverhältnisse ermöglicht wird, also Feminizide.

Jede fünfte FINTA*Person ab 15 Jahren hat sexualisierte Gewalt erlebt. Mehr als jede zehnte wurde dabei zu Geschlechtsverkehr gezwungen. Von Polizei und Gerichten ist in solchen Fällen wenig Hilfe zu erwarten. Vergewaltigung in der Ehe war noch bis 1992 erlaubt. Unsere Gesellschaft lässt dies zu, weil sie angewiesen ist auf diese starken Machtgefälle. Sie ist sexistisch, sie ist patriarchal, sie ist transphob, sie ist rassistisch, sie ist kapitalistisch.

FINTA*Personen erfahren strukturelle Gewalt, wenn sie weniger Lohn bekommen, weniger ernst genommen und mundtot gemacht werden, in öffentlich wirkvollen Bereichen unterrepräsentiert sind und dafür überproportional unbezahlte Sorge- und Pflegetätigkeiten übernehmen. Die Liste ist lang.

Ausserdem sind FINTA*Personen von alltäglicher Diskriminierung und Gewalt im privaten und öffentlichen Raum betroffen. Diese Gewalt hat viele Gesichter: Von abwertenden Kommentaren, Hinterherpfeifen, unerwünschten Blicken und Berührungen, bis hin zu offensichtlichen Grenzverletzungen, Vergewaltigungen und Mord. Familiäre, ökonomische, beziehungs- und aufenthaltsbedingte Abhängigkeiten, aber auch pandemiebedingte Zustände verstärken diese Formen der Gewalt. Migrantisierte FINTA*Personen sind dabei am stärksten von Gewalt betroffen.

Trans*- Personen sind in der Schweiz massiver Gewalt in Form von Drohungen, sozialem Ausschluss, Spott, sowie sexualisierten Übergriffen, Gewalttaten und Mord ausgesetzt. Die Diskriminierung betrifft neben allen Bereichen des täglichen Lebens den Zugang zu Bildung und das Arbeitsleben. So erhalten Trans*- Personen selbst bei überdurchschnittlicher Bildung, oft niedrigere Löhne und sind häufiger von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen.

Fast jeden Tag wird in der Schweiz eine Person wegen ihrer sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder ihres Geschlechtsausdrucks Opfer von verbaler, psychischer oder physischer Gewalt. Die Dunkelziffer der Gewalttaten ist massiv und der Staat trägt dazu bei, dass diese bittere Realität von alltäglicher Gewalt unsichtbar bleibt. Sie wird ausserdem weder statistisch erfasst noch als solche belangt.

Wir haben keinen Bock mehr auf diese Scheisse. Wir sind müde und wütend. Wir sind laut und gefährlich.

Wir wollen eine Gesellschaft, in deren Zentrum Respekt und Fürsorge stehen! Überwinden wir die patriarchalen Machtverhältnisse! Bilden wir Banden, seien wir solidarisch miteinander, denn ein Angriff auf eine Person ist ein Angriff auf uns alle!